Wir kennen das alle: Der Spagat zwischen Job, Chef, Kollegen, Familie, Partner, Kinder und dem sozialen Umfeld fordert seinen Preis. Erst recht, wenn wir es jedem Recht machen wollen. Ich habe mir immer Sorgen gemacht, ich könnte mein Gegenüber verletzen. Mit der Zeit habe ich jedoch gemerkt, dass jedes Ja, das ich gegen meinen Willen sage, mich viel Zeit und Energie kostet und mich enorm unter Stress setzt.
Das gilt auch , wenn ich es Menschen zuliebe tue, die ich liebe oder mir sehr nah sind. Auch hier kann ein ‚Nein‘ manchmal besser und gesünder sein. Denn, desto fremdbestimmter wir sind, desto mehr Kraft kostet das Leben. Ich fühlte mich eine Zeit lang tatsächlich nur noch fremdbestimmt und abgehetzt.
Trauen Sie Ihrem Bauchgefühl!
Wer Entscheidungen vermeidet, überlässt anderen das Feld. Wir alle – sagen auch die Neurologen – entscheiden uns unbewusst, also nach dem Gefühl. Mir wurde vor einiger Zeit geraten: „Machen Sie sich diese Gefühle jedes Mal bewusst und geben Sie ihnen einen Namen, noch bevor Sie reagieren.“
Schalten Sie also bei jeder Entscheidung oder Reaktion erst mal den Verstand ab und hören Sie auf Ihr Gefühl! Fragen Sie sich: Was tut mir gut? Was schadet mir?
Der erste Schritt zum internen Loslassen und zur Selbstbestimmung ist, bewusst ‚Nein‘ zu sagen, klar und deutlich. Indem wir anderen Menschen unsere Grenzen aufzeigen, schaffen wir uns Handlungsfreiheit und somit mehr Lebensqualität. Natürlich sind sowohl privat als auch beruflich Kompromisse notwendig und ich engagiere mich auch gerne für andere, aber dies ganz bewusst. Wir sind nicht unentbehrlich. Diese Erkenntnis bringt enorme Freiräume. Vor allem geht es darum dem unüberlegten ‚Ja‘ einen Riegel vorzuschieben.
Wie geht ‚Nein‘ richtig.
Ich fragte mich oft: „Warum insistiert mein Gegenüber? Ich habe doch bereits ‚Nein‘ gesagt.“ Offensichtlich nicht richtig.
In einem Seminar lernte ich dann warum. Ich dachte immer, ein normal sensibler Mensch (bei Kindern ist es etwas anders) muss doch spüren, ob er mir auf die Nerven geht oder mich überstrapaziert.
Es kommt jedoch auf die Art und Weise an, wie man das ‚Nein‘ verpackt. Einige Menschen müssen jedoch auch mal deutlichere Worte ertragen.
Wenn wir also zum Schluss kommen, dass ‚Nein‘ die beste Variante ist, dann liefern wir gleich eine Begründung. Begründungen sparen oft längere Diskussionen.
Es gibt drei Schritte zum ‚Nein‘:
1. Klare, deutliche Ablehnung
2. Begründung
3. Mögliche Alternativen anbieten
1. Klare Ablehnung
Vermeiden Sie Weichmacherworte wie eigentlich, vielleicht, möchte, würde, könnte …
2. Begründung
Zeigen Sie Ihrem gegenüber, dass Sie ihn wertschätzen. Ist die Begründung ehrlich und fundiert, kann sie auch kurz sein.
3. Mögliche Alternativen anbieten
Wenn Sie die Chance sehen, versuchen Sie die Türe noch einen Spalt offen zu lassen. Ein anderes Mal …
Niemand muss das Gesicht verlieren, auch nicht Ihr gegenüber mit der Absage.
Verbinden Sie eine Absage mit einem Lächeln, aber bleiben Sie bestimmt und bei sich. Sie müssen niemanden vor den Kopf stoßen. Wenn Sie sich zum ‚Nein‘ entschlossen haben, lassen Sie sich nicht mehr auf Diskussionen ein. Wiederholen Sie, falls notwendig, die drei Schritte.
Das hat bei mir ein Stein ins Rollen gebracht. Mittlerweile habe ich gemerkt, je öfter ich ein ‚Nein‘ ganz bewusst einsetze, desto ernster nimmt man mich und meine Grenzen wahr.
Ein rechtzeitiges ‚Nein‘ hat mir schon ungeahnte Spielräume verschaffen.