Duenen2

Der Start: Laufend in Bewegung – los geht’s!

Es muss ja nicht immer laufen sein. Aber für mich hat es eben gepasst. Es ist praktisch und an der frischen Luft, ich kann es in meinen Alltag integrieren, sogar auf Reisen. Es hat jedoch gedauert, bis ich den richtigen Weg für mich gefunden habe.

Viele Jahre lang habe ich es immer wieder mit dem Laufen versucht. Dabei habe ich fast alles falsch gemacht, was man nur falsch machen kann: Mit den alten Turnschuhen (die ihre Glanzzeit in den 90er Jahre hatten) bin ich also ohne  Aufwärmen losgetrabt, um dann viel zu schnell loszulaufen, daran fast zu ersticken und dann gefrustet wieder aufzuhören,  natürlich ohne jegliches Dehnen. Das Ergebnis war immer schrecklich: Ich habe nicht durchgehalten und ich hatte beachtliche Schmerzen.

Nach zahlreichen Fehlversuchen kam dann der Durchbruch. Ich hatte das Glück, dass mich eine gute Bekannte 2014 dazu animiert  hat beim Programm Lauf10! mitzumachen. Was ist das?

Lauf 10!

Lauf10

Es muss ja nicht genau dieses Programm sein. Aber ich kann nur empfehlen sich als Neuling Rat einzuholen. Es gibt jede Menge Ratgeber, Bücher oder auch Sportvereine und Lauftreffs. Manche bieten sogar ein individuelles Laufcoaching an.  Mir hat es damals geholfen in diesen 10 Wochen den richtigen Grundstein für das Laufen zu legen. Es macht mir Spaß, es ist zur Gewohnheit geworden und vor allem tut es mir sehr gut. Das Ziel war ja nicht unbedingt die 10km durchzuhalten (wobei ich damals sehr stolz war es geschafft zu haben), sondern nach dem Programm  dabeizubleiben. Und das haben wir geschafft: Einige von uns treffen sich immer noch mindestens einmal pro Woche, i.d.R. sogar öfter um zusammen im Wald zu laufen. Es tut uns richtig gut. Außerdem laufe ich auch alleine, da komme ich zur Ruhe und kriege den Kopf frei. Seitdem ich regelmäßig laufe, hat sich nicht nur meine Kondition wesentlich verbessert, sondern ich fühle mich insgesamt besser, bin ausgeglichener, irgendwie aufgeräumter, selbstbewusster und vor allem zufriedener.

Früher habe ich viel Sport gemacht. Und dann nimmt das Leben eben seinen Lauf, es kommen die Kinder, die Familie ruft, fordert dich und der Sport wird erstmal beiseite gelegt. Der Klassiker! Nur mit der Zeit merkte ich, dass der Moment gekommen ist auf sich selber zu achten, die Zügel wieder in die Hand zu nehmen.

Ich werde oft gefragt:“Wann ist es denn besser zu laufen, morgens oder abends?“. Die Frage stelle ich mir oft gar nicht. Ich laufe, wenn es gerade passt und es mir einrichten kann. Natürlich versuche ich die Woche etwas strukturiert und vorausplanend anzugehen, aber es kommt eben auch oft etwas dazwischen. Laufen hat mittlerweile eine hohe Priorität und so wird dann auch geplant. Im Winter versuche ich weitesgehend wegen der Lichtverhältnisse morgens zu laufen und im Sommer bei den hohen Temperaturen entweder gleich früh morgens oder spät abends.

Manchmal werde ich auch gefragt: „Wie schaffst du das denn alles, mit der Familie mit den drei Kindern, dem Job und dem Haushalt?“ Es ist ganz einfach. Ich schaffe eben nicht alles, ich setze Prioritäten. Sheryl Sandberg (seit 2008 COO von Facebook) bekräftigt in ihrem Buch „Lean In: Women, Work, and the Will to Lead“ einen Glaubenssatz, den ich beherzigt habe:  „Done is better than perfect“. Es ist unmöglich alles zu schaffen und umso eher wir dies annehmen, desto weniger werden wir leiden. Aus diesem Grund setze ich mir Prioritäten und prüfe diese immer wieder auf ihre Gültigkeit. So schaffe ich es am Ende des Tages nicht frustriert zu sein, wenn nicht alles geschafft ist. Dann bleiben eben Sachen liegen, na und? Für mich sind Laufen und Bewegung zu einer dieser Prioritäten im Alltag geworden.

Heute hilft mir das Laufen auch zum Abschalten von den ganzen Verpflichtungen. Und es spendet mir unheimlich viel Kraft, Energie und Zufriedenheit. Etwas zu schaffen, wovon ich dachte, es ist unmöglich, wie z.B. an einem Stück 20 Minuten durchzuhalten, oder die ersten 5km oder 10km, ist ein unglaubliches Gefühl. Durch das Laufen habe ich viel gelernt, vor allem über mich selbst und über die eigenen imaginären Grenzen. Es hat mir auch zum Umdenken verholfen: Ich messe meinen Körper nicht mehr unbedingt in Kg sondern nach dem was ich fähig bin zu erreichen.

Die Frage, warum Sport gut tut, ist zwar wissenschaftlich noch nicht eindeutig beantwortet, kann aber vielen auch egal sein. Es ist anstrengend, manchmal sogar schmerzhaft, und ich merke beim Laufen von den ganzen Endorphinen, die mein Körper laut Sportmediziner angeblich ausschüttet, nichts. Beim Laufen wird wohl auch die Menge an Serotonin und anderen Botenstoffen wie Dopamin, Adrenalin und Noradrenalin erhöht. Sie alle zusammen könnten den Rauschzustand (oder „Flow“) beim Laufen auslösen, Serotonin wird oft sogar als Glückshormon bezeichnet. Ein rauschähnlicher Zustand, in dem alles fließt und man quasi von allein läuft. Na ja, ist mir noch nie passiert… Aber, wenn ich es geschafft habe, auf ’stop‘ drücke und mit dem Dehnen anfange, fühle ich mich zu allem fähig. Ich habe etwas geschafft: Ich habe den inneren Schweinehund besiegt und habe Kraft und Energie da rausgeholt, wo ich dachte, da ist keine mehr.

Ich habe bislang noch nie bereut laufen zu gehen, aber ich habe schon oft bereut es nicht getan zu haben.

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